Jahrespressekonferenz: BRK auf Expansionskurs
Der Kreisverband Regensburg des Roten Kreuzes wächst, geht mit personellen Veränderungen in die Zukunft und beendet das Vorjahr mit einem Umsatz von über 40 Millionen Euro. Direktor Sepp Zenger sieht Vergabekriterien im öffentlichen Rettungsdienst kritisch.
Sie sind nicht zu überhören und eigentlich auch nicht zu übersehen, wenn Sie zu ihren Einsätzen fahren. Die Rede ist von den Einsatzfahrzeugen des Rettungsdienstes. Fragt man die Bevölkerung, assoziieren über 50% der Menschen das Roten Kreuz zunächst mit dem Rettungsdienst. Das BRK in Regensburg zeigt aber, dass die Arbeit im Zeichen der Menschlichkeit noch umfangreicher ist. Mit über 40 Millionen Euro Umsatz hat der Kreisverband Regensburg das Haushaltsjahr 2017 abgeschlossen. Gerade erst verabschiedete der Vorstand des BRK um seinen Vorsitzenden Dr. Heinrich Körber den Haushalt 2018 mit ca. 42 Millionen Euro.
Stationäre und ambulante Pflege mit guter Auslastung
Der Kreisverband betreibt in der Stadt und im Landkreis Regensburg insgesamt vier Pflegeheime. Mit dem traditionsreichen Rotkreuzheim feiert in diesem Jahr eine wahre Institution ihren 60. Geburtstag. Mit derzeit 143 Mitarbeitern versorgt man 152 Pflegebedürftige. Auch der Minoritenhof im Herzen der Altstadt ist mit 74 Bewohnern sehr gut ausgelastet. Derzeit beschäftigt das Haus 64 Mitarbeiter. Das Haus Hildegard von Bingen ist das zweitjüngste Pflegeheim des Kreisverbandes und beschäftigt derzeit 75 Mitarbeiter, die aktuell 97 Bewohnerinnen und Bewohner versorgen. Das jüngste Pflegeheim betreibt der Kreisverband in der Marktgemeinde Regenstauf. Das Seniorenzentrum, welches im Juli 2015 eröffnet wurde, bietet derzeit 60 Bewohnern ein Zuhause. 64 Mitarbeiter beschäftigt das Seniorenzentrum aktuell. Auch im Bereich der ambulanten Pflege und der Tagespflege geht der Kreisverband gut aufgestellt in das neue Geschäftsjahr. Derzeit versorgt das Rote Kreuz täglich ca. 700 Patienten. Zu Beginn des Jahres bezog die Tagespflege in Wiesent ihre neuen Räumlichkeiten im dortigen Schloss. Zum Ende des Jahres 2017 beschaffte man 30 neue Fahrzeuge für die ambulante Pflege.
Kindertageseinrichten des Kreisverbandes
Derzeit betreibt der Kreisverband Regensburg sieben Kinderkrippen, vier Kindergärten, eine Waldkindergarten-Gruppe sowie einen Hort. Rund 500 Kinder werden in diesen Einrichtungen von derzeit 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. Darüber hinaus betreibt das Rote Kreuz 29 Gruppen der Mittagsbetreuung mit ca. 420 Kindern, die von 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden.
Bildungsbereich weiter auf Expansionskurs
Mit über 500 Aus-, Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen im Jahr 2017 ist die Bildungsakademie des BRK Regensburg auf einem Expansionskurs. Von den Erste- Hilfe-Schulungen bis hin zu rettungsdienstlichen und pflegerischen Fachlehrgängen bot die Akademie im vergangenen Jahr über 7.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Schulungsmöglichkeiten. Ebenso erfolgreich zeigt sich die Physiotherapie-Schule des Kreisverbandes. Zu Beginn des Jahres musste diese aus den bisherigen Räumen des Schulungszentrums der Deutschen Bahn im Regensburger Westen ausziehen. Ein neues Zuhause fand man in den Räumen der HSD-Hochschule Döpfer in der Prüfeninger Straße.
Fahrdienste mit 24.119 Fahrten in 2017
Der Fahrdienst des BRK dient Menschen, die zwar nicht (mehr) selbst mobil sind, jedoch ohne medizinische Betreuung befördert werden können. Insgesamt 24.119 Mal beförderte der Kreisverband Regensburg im vergangenen Jahr eben diesen Personenkreis. In Kilometern ausgedrückt entsprechen diese Fahrten 878.378 km Gesamtstrecke.
Hausnotruf und Essen auf Rädern bleiben stabil
Sowohl der Hausnotruf als auch das Angebot Essen auf Rädern weisen in den letzten Jahren konstante Zahlen auf. Aktuell nehmen 540 Bürgerinnen und Bürger in der Stadt und im Landkreis den Hausnotruf des BRK Regensburg in Anspruch. Im vergangenen Jahr hat das Rote Kreuz insgesamt 22.554 warme sowie 10.762 tiefgekühlte Menüs ausgefahren.
Vergabepraxis im Rettungsdienst bedenklich
Auch im Bereich des Rettungsdienstes kann der Kreisverband Regensburg hervorragende Zahlen aufweisen. Mit mehr als 40.000 Einsätzen im Jahr 2017 und 208.000 geleisteten Arbeitsstunden, verteilt auf 184 hauptberufliche und rund 100 ehrenamtliche Einsatzkräfte an insgesamt acht Standorten in der Stadt und im Landkreis, wartet das BRK mit einem arbeitsreichen Jahr auf. Zunehmend sieht das BRK allerdings bei der Vergabe von rettungsdienstlichen Leistungen bedenkliche Tendenzen. „Eine öffentliche Vergabe von rettungsdienstlichen Leistungen, die überwiegend auf Grundlage des Preises basiert, ist ein Unding“, so der Kreisgeschäftsführer des BRK, Direktor Sepp Zenger. Das werde vor allem der großen Arbeit des Ehrenamtes nicht gerecht. Auf europäischer Ebene wurde speziell für die Vergabe von rettungsdienstlichen Leistungen eine sogenannte Bereichsausnahme geschaffen. Diese bedeutet, dass Auftraggeber Leistungen an gemeinnützige und im Katastrophenschutz tätige Organisationen in einem beschränkten Wettbewerbsverfahren vergeben können. Derzeit scheitert diese Möglichkeit an einem noch ausstehenden Richterspruch des Europäischen Gerichtshofes und letztlich an dem Bayerischen Rettungsdienstgesetz. „Wenn wir das Ehrenamt verlieren, verlieren wir den Katastrophenschutz. Vergabepraktiken, wie sie im Moment immer häufiger auftreten, schwächen gerade das Ehrenamt beträchtlich“, erklärt Zenger.
Neue Wege durch realitätsnahe Simulation
Ein künftiger Schwerpunkt der Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatzdienst des BRK Regensburg wird im Bereich der Simulation und Patientensicherheit gesehen. Insbesondere werden Notfallsanitäter/innen die erweiterten medizinischen Maßnahmen regelmäßig und realitätsnah trainieren müssen, um diese im Einsatzfall auch sicher anwenden zu können. Neben der Beschaffung eines Trainings-Rettungswagens und einer High-Tech- Ausstattung von Simulatoren für Erwachsene, Kinder und Säuglinge des Marktführers aus den USA, wurde in notwendige mobile und stationäre AV-Technik investiert. Es wurden zahlreiche Trainer und Operatoren für diese Zwecke geschult und in Zusammenarbeit mit den Partnern des BRK trainiert. Die realitätsnahe Simulation ist seit 2017 fester Bestandteil der regelmäßigen Fortbildung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungsdienst des BRK in Regensburg.
Wirtschaftlich erfolgreiche Arbeit setzt sich fort
Das Jahr 2017 war auch wirtschaftlich erfolgreich für den Kreisverband Regensburg. Mit einer Bilanzsumme von 38 Millionen Euro, einer Eigenkapitalquote von 79 % und einem positiven Jahresergebnis hat das Rote Kreuz seinen erfolgreichen Kurs ausbauen können. Dass sich dieser Trend aller Voraussicht nach auch in diesem fortsetzt, zeigt der erst vor wenigen Wochen vom Vorstand des BRK beschlossene Haushalt 2018. Dieser sieht einen Jahresumsatz von 42 Millionen Euro vor. Eine weitere Schallmauer hat das BRK in Sachen Mitarbeiterzahlen durchbrochen. Denn erstmals zur Jahreswende beschäftigt der Kreisverband über 1.000 Mitarbeiter.
Die Mitarbeiterzahlen im Überblick:
Beschäftigungsbereich | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 |
Verwaltung | 49 | 49 | 50 | 51 |
Ambulante Pflege | 119 | 146 | 163 | 167 |
Stationäre Pflege | 295 | 319 | 368 | 346 |
Rettungsdienst | 147 | 143 | 137 | 184 |
Kinderbetreuung | 160 | 181 | 178 | 197 |
Fahrdienst | 54 | 54 | 53 | 53 |
Sonstige | 9 | 14 | 11 | 10 |
Gesamt: | 833 | 906 | 960 | 1.008 |
Hans Schrödinger in den Ruhestand verabschiedet. Sebastian Lange neuer Stellvertretender Kreisgeschäftsführer
Auch personell hat sich der Kreisverband in diesem Jahr verändert. Der Stellvertretende Kreisgeschäftsführer Hans Schrödinger hat sich nach 23 Dienstjahren Ende April in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Schrödinger war außerdem Leiter des Referats Sozialarbeit und Pressereferent im Kreisverband. Seine bisherigen Aufgabengebiete wurden nun auf drei Mitarbeiter verteilt. Die Leitung des Referats Sozialarbeit übernahm zum 1. Mai Janina Weißenseel. Zum Stellvertretenden Kreisgeschäftsführer wurde der Leiter des Referats Rettungsdienst, Sebastian Lange, ernannt. Der 46-Jährige ist seit 2001 Leiter des Rettungsdienstes und übernahm nun ebenfalls zum 1. Mai den Posten des Stellvertretenden Kreisgeschäftsführers. Bereits seit Anfang des Jahres hat Marco Fuchs die Position des Presse- und Öffentlichkeitsreferenten von Hans Schrödinger übernommen.