Bombenfund: Evakuierung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Eine logistische Meisterleistung
Unter Federführung des Bayerischen Roten Kreuzes führten die ostbayerischen Rettungsdienste Bayerisches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst und die Regensburger Krankentransporte erfolgreich zahlreiche Maßnahmen im Zusammenhang mit den notwendigen Evakuierungsmaßnahmen nach dem Bombenfund durch.
Evakuierung der Bevölkerung und deren Betreuung und Versorgung
Die Einsatzkräfte im Einsatzabschnitt "Evakuierung Bevölkerung" haben den Auftrag, die in den Notunterkünften anwesende Bevölkerung zu betreuen und zu versorgen.
Hierzu wurden von vier Schnelleinsatzgruppen Betreuungsdienst die folgenden städtischen Einrichtungen zur Betreuung eingerichtet:
Grundschule Königswiesen in der Klenzestraße
Von-Müller-Gymnasium in der Erzbischof-Buchberger-Allee
Städt. Berufsschule II in der Alfons-Auer-Straße und
Werner-von-Siemens-Gymnasium in der Brennesstraße
Etwa 110 Personen nahmen dieses Betreuungsangebot an.
In der Continental-Arena war eine Schnelleinsatzgruppe Verpflegung beauftragt, die Verpflegung für die Bevölkerung in den Notunterkünften und der Einsatzkräfte sicher zu stellen. Gegen Mittag des 1. Novembers wurden circa 1.500 Portionen warmer Speisen aus den Feldküchen bereitgestellt.
Neun nicht gehfähige oder pflegebedürftige Bewohner/innen wurden von Einsatzkräften des Sanitätsdienstes mit Krankenkraftwagen und Rollstuhltransportfahrzeugen zu Hause abgeholt, in Pflege- und Betreuungseinrichtung in Regensburg und Regenstauf transportiert und nach Auflösung der Evakuierungsmaßnahmen wieder zurück in ihre Wohnungen gebracht.
Rückführung der Patienten des Krankenhauses Barmherzige Brüder Regensburg
Die Einsatzkräfte im Einsatzabschnitt "Patientenrückführung" hatten den Auftrag, die Patienten des Krankenhauses Barmherzige Brüder nach erfolgter Freigabe des Evakuierungsgebietes wieder in das Krankenhaus zurück zu transportieren.
Hier galt es, 76 Krankentransporte und 36 Intensivverlegungen durchzuführen. Hierzu standen neben den Krankenkraftwägen der Regensburger Hilfsorganisationen auch Kräfte aus der ostbayerischen Region zur Verfügung. Neben 56 Kranken- und Rettungswagen wurden auch drei Intensivtransportwägen bereitgestellt.
Eingesetzte Kräfte der Rettungsdienste
Von den verschiedenen Rettungsdiensten waren folgende Einheiten im Einsatz
215 Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes
51 Einsatzkräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und des Malteser Hilfsdienst (MHD) sowie der Regensburger Krankentransporte (RKT)
Dabei kamen 70 Fahrzeuge zum Einsatz.
Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten Organisationen und Behörden war vorbildlich, unser Dank gilt hierbei insbesondere den zahlreichen ehren amtlichen und hauptberuflichen Helferinnen und Helfern, die zu diesem guten Ergebnis beigetragen haben.
Sebastian Lange
LeiterRettungsdienst
Großeinsatz für das BRK in Regensburg: Bombenfund in der Dornierstraße
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder musste komplett evakuiert werden.
Eine Fünf-Zentner-Bombe ist in Regensburg nichts Ungewöhnliches. Alle paar Monate kommt ein derartiges Kriegsrelikt bei Bauarbeiten zutage. Der Fund vom Montagabend, 26. Oktober, in der Dornierstraße im Stadtwesten ist nur durch seine Lage spektakulär: Zur Entschärfung muss nicht nur ein Stadtviertel mit 5.300 Menschen geräumt werden. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder muss komplett evakuiert werden.
Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, der gemeinsam mit dem für den Katastrophenschutz zuständigen Referenten Dr. Wolfgang Schörnig die Einsatzleitung inne hatte, konnte mitteilen: "Von dem Blindgänger gehe keine Gefahr aus - so wie auch in den vergangenen Jahrzehnten nicht, als ein Firmengebäude, das jetzt abgerissen wurde, über dem Sprengkörper stand." Deswegen könne man mit der Entschärfung auch bis Sonntag, 1. November warten. "Der Termin ist deswegen günstig, weil man ein Teilstück der Autobahn A 93 sperren muss, das an Allerheiligen erfahrungsgemäß wenig frequentiert sein dürfte."
Wichtig war der zeitliche Abstand aber auch für das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, das nur etwa 200 Meter von der Fundstelle entfernt liegt. "Es muss bis Sonntag, 1. November, komplett evakuiert werden", teilte Geschäftsführer Dr. Andreas Kestler am Dienstag, 27. Oktober bekannt.
Er hatte eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit den Vorbereitungen der Räumung befasste. Von den 733 Betten in der Klinik sind an Wochenenden normalerweise 75 Prozent belegt. Es wurde ein Aufnahmestopp angeordnet und die Patientenzahl auch durch reguläre Entlassungen reduziert.
Die Barmherzigen Brüder ließen bis Samstag das Krankenhaus mit seinen 733 Betten soweit wie möglich leerlaufen: Die meisten Patienten konnten regulär nach und nach bis zum Samstag, dem Tag vor der Bombenentschärfung, entlassen werden. Außerdem wurden keine Patienten mehr aufgenommen, bei denen aufgrund ihrer Krankheit zu erwarten war, dass sie über das kritische Wochenende stationär in medizinischer Versorgung sein mussten. Die Regensburger Rettungsleitstelle lieferte kritische Notfallpatienten daher auch nur in die Notaufnahmen der umliegenden Krankenhäuser ein. Patienten, die unkritisch erkrankt waren, konnten über das Wochenende beurlaubt werden und verbrachten den Sonntag zu Hause oder in ihrem Pflegeheim.
Am Montag kamen sie wieder zurück auf ihre bisherige Station. "Zum jetzigen Zeitpunkt (Anm.: drei Tage vor der Evakuierung) gehen wir davon aus, dass wir am Wochenende nur noch 87 Patienten und weitere 22 intensivpflichtige Patienten verbringen müssen", erklärte Dr. Kestler.
Die rund 109 Patienten konnten fast ausschließlich an den zwei weiteren Krankenhausstandorten des Krankenhausverbundes Barmherzige Brüder in Regensburg aufgenommen werden: Am Samstag wurden 35 chirurgisch-operative Patienten ins Evangelische Krankenhaus und etwa 52 neurologische beziehungsweise internistische Patienten in die Klinik St. Hedwig gebracht. Auch für die intensiv- und beatmungspflichtigen Patienten konnten hinreichende Kapazitäten in der Hedwigsklinik geschaffen werden. Lediglich zwei Intensivpatienten wurden in das Universitätsklinikum Regensburg und drei kardiologische Patienten in das Krankenhaus St. Barbara nach Schwandorf gebracht. Auch St. Barbara gehört zum Verbund der Barmherzigen Brüder. Die Intensivpatienten wurden Sonntagvormittag als Letzte transportiert.
"Alle unsere Patienten werden zusammen mit ihrem behandelnden Arzt und ihrer betreuenden Pflegekraft in die Krankenhäuser gebracht", so Dr. Kestler. "Sie müssen also nicht in Obhut Dritter gegeben werden und werden auch während der Räumungsmaßnahme genau von den Menschen versorgt, die sie auch aus ihrem bisherigen Krankenhausaufenthalt kennen."
Und damit lautete Dr. Kestlers zweite gute Nachricht: "Die Patienten sind kontinuierlich in sicheren Händen." Dadurch, dass die Patienten in Verbundkrankenhäuser der Barmherzigen Brüder gebracht werden, kann das Krankenhaus Barmherzige Brüder maximale Patientensicherheit gewährleisten. "Das therapeutische Team bleibt bestehen und das Fachpersonal kann uneingeschränkt auf alle wichtigen Dokumentationen, Röntgenbilder, Laborwerte und ähnliches zurückgreifen. Die Patientensicherheit war und ist in jeder Phase dieser Operation unser oberster Maßstab", betont auch der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Jan Braess.
Die dritte gute Nachricht war: "Wir halten alle zusammen." Nicht nur hausintern sind alle logistischen und organisatorischen Abläufe sehr koordiniert und konzentriert in verschiedenen Arbeitsgruppen bearbeitet worden. "Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Regensburg, der Polizei, den Rettungsdiensten und den anderen Regensburger Krankenhäusern, die zunehmend die Notfallversorgung übernehmen, lief hervorragend", stellte Dr. Kestler heraus.
Bereits im Vorfeld stellte Dr. Kestler fest: "Wir stehen in Verbindung mit den umliegenden Krankenhäusern, insbesondere auch dem Universitätsklinikum, dem Evangelischen Krankenhaus und der Klinik St. Hedwig, um die sichere Versorgung all unserer verlegungsbedürftigen Patienten während des Evakuierungszeitraumes in jedem Fall gewährleisten zu können." Und er betonte explizit: "Die Verlegung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Roten Kreuz und den weiteren Hilfsorganisationen."
Kreisgeschäftsführer Direktor Sepp Zenger, der in den Krisenstab der Stadt als Katastrophenschutzmanager des BRK Kreisverbandes Regensburg eingebunden war, stellt fest, dass die Koordination der Organisationen und deren Aufgabenerledigungen durch den Krisenstab effektiv und effizient erledigt wurde.
"Und", so Sepp Zenger, "für uns als Rotes Kreuz in Regensburg und als Kooperationspartner des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder war es selbstverständlich, mit ehrenamtlichem und hauptberuflichem Personal und unseren materiellen Kapazitäten zu helfen, unbeschadet der Frage nach einer Kostenübernahme. Diese stellt sich für einen Wohlfahrtsverband und eine Hilfsorganisation wie das Bayerische Rote Kreuz erst deutlich im Nachhinein Die uneigennützige Hilfeleistung im Zeichen der Menschlichkeit stand hier eindeutig im Vordergrund".
Eckdaten
- Evakuierungsradius: 500 m
Die Bombe wurde tiefer in den Erdboden versenkt. Dadurch konnte der Evakuierungsradius, der bei einer an der Oberfläche liegenden Bombe 1.000 Meter betragen würde, halbiert werden. - Betroffene Einwohnerzahl: ca. 5.300
- Entschärfungszeitpunkt: Sonntag, 1. November 2015
- Evakuierungsschwerpunkte: Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Königsgarten Betreutes Wohnen, Pater-Rupert-Mayer Zentrum
- Besondere Objekte: Umspannwerk REWAG, eon, Sparkassenzentrale, Bundesbank, Funkhaus, TVA Ostbayern, Westumgehung mit Einhausung
Quellen:
http://regensburg.de/rathaus/aktuelles/bombenfund-dornierstrasse